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Gutgabe

Datum. 2015 - laufend

Stadt. Dresden/Weimar

Für mein Semesterprojekt Morgen erklären wir in Dresden, das in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Dresden - Städtische Galerie für Gegenwartskunst und Rosenwerk entwickelt wurde, habe ich an der Augustusbrücke ein Banner installiert, auf dem ursprünglich Gutgabe und Böse (добро і зло - Gute und Böse in meiner Sprache) stand. Gutgabe ist einer Neologismus, der in einem Befragungsprozess von Deutschen über die Bedeutung von gut und das Gute erfunden wurde, damit die Bedeutung von добро genauer überträgt, weil добро auf Ukrainisch die Idee des selbstlosen Gebens von Hilfe oder Geld an diejenigen, die sie brauchen, in sich trägt. Das Projekt entstand aus einem einfachen Übersetzungsproblem, nämlich, dass man verschiedene Adjektive in meiner Sprache добрий, хороший, якісний mit einem - gut - ins Deutsche übersetzt, dessen Bedeutung je nach Kontext variiert. Dieser Unterschied in der Situation der Flüchtlingskrise und afkommender Skepsis gegenüber dem Kapitalismus wirklich interessant, weil er zeigt, wie unterschiedlich in verschiedenen Kulturen die Grenzen zwischen wirtschaftlich und moralisch, materiell und spirituell definiert sind.

 

Sofort in der ersten Nacht nach der Installation des Banners in Dresden hat jemand das Wort Böse herausgeschnitten und weggenommen, wodurch die Arbeit neue Interpretationen und Dimensionener erhielt. Dieser Dialog mit einem Fremden im öffentlichen Raum schuf eine wichtige Alternative zur Ausweitung der Werbung, die in aller Öffentlichkeit am Ufer der Elbe stattfand und die Ästhetik der Landschaft ruinierte, aber nicht nur.

 

Es gab mal eine Zeit, da war das Stadtzentrum ein symbolischer Ort für öffentliche Versammlungen und Veranstaltungen war, ein Ort des öffentlichen Dialogs und der direkten Demokratie. Heute jedoch ist das Stadtzentrum von Werbung besetzt, deren Dominanz andere Vorstellungen des öffentlichen Raums verdrängt und die Bürger mit endlosen Botschaften reizt, die die Konsumbegierden hervorrufen sollen.

 

Der in Dresden stattfindende Dialog verlängert mein Interesse an der Kapitalisierung des öffentlichen Raums und den Situationen, in denen die Stimme der Bürger das bestehende Monopol durchbricht und den Monolog in einen Dialog verwandelt. In den Jahren 2013-2014 habe ich die Ereignisse von Euromajdan dokumentiert, die das Zentrum von Kyjiw erfassten. Der Widerstand zwischen Bürgern und Beamten fand vor dem Hintergrund riesiger Werbebanner, Leuchtkästen, Vitrinen teurer Boutiquen und Restaurants statt, die das Stadtzentrum dauerhaft besetzten.

Übersetzung aus dem Ukrainischen ins Deutsche - Google Translate, Mariya Pavlenko,  Tobias Wals.

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