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gut

Datum. 2015 - laufend

Stadt. Weimar/Kyjiw/Wroclaw

Die Arbeit am Projekt gut begann während meines Studiums im internationalen MFA-Studiengang Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien an der Bauhaus-Universität Weimar und wurde in meiner Abschlussarbeit - Masterarbeit unter Betreeung von Prof. Dr. Jörg Paulus, Anke Hannemann und Dr. Alexander Schwinghammer analysiert.

Die Forschung begann mit dem einfachen Versuch, eine genaue Übersetzung des deutschen Wortes gut ins Ukrainische zu finden, weil gut je nach dem Kontext als добрий (gütig), хороший (schön) oder якісний (qua­li­ta­tiv) übersetzt werden kann. Die Schwierigkeiten, die auf dem Weg auftreten, beziehen sich auf die enge Bindungen zwischen einer bestimmen Sprache und Umgebung, in der die Sprache verwendet wird, sowie auf die Eigenschaften der Sprache selbst. Gleichzeitig gewinnen diese Schwierigkeiten im Kontext der Flüchtlingskrise und der aufkommenden Skepsis gegenüber dem Kapitalismus an Bedeutung, weil sie zeigen, wie unterschiedlich in verschiedenen Kulturen die Grenzen zwischen materiell und spirituell, säkular und religiös definiert werden. Schließlich sind diese Grenzen nicht einmal innerhalb einer Kultur stabil und verwandeln sich auch aufgrund von Modernisierung, Globalisierung, Digitalisierung, Auflösung und Veränderung der Geschlechterrollen in der Gesellschaft. [1]

Das Ausgangspunkt des Projektes waren die Interviews mit Sprechern der deutschen und ukrainischen Sprachen und dem Studium des Werks von Ludwig Wittgenstein Philosophische Untersuchungen, solange eine der Hauptaussagen des Werks von Wittgenstein lautet, dass die Verwendung eines Worts seine Bedeutung ist [2]. 

Übersetzung aus dem Ukrainischen ins Deutsche - Google Translate, Mariya Pavlenko,  Tobias Wals.

Neue Medien und Technologien schaffen neue Möglichkeiten für die Arbeit mit der Sprache. Eine Sprache ist wie ein Fluss - Wörter ändern ihre Bedeutung und diese Bewegung der Bedeutung ist tatsächlich eine Sprache; neue Medien bieten eine einzigartige Gelegenheit, diese Bewegung zu erfassen. Wittgenstein achtet in seiner Arbeit auf ähnliche Beobachtungen in Augustines Bekenntnissen, die das Wesen der menschlichen Sprache beschreiben:

"Cum ipsi (majores homines) appellabant rem aliquam, et cum secundum eam vocem corpus ad aliquid movebant, videbam, et tenebam hoc ab eis vocari rem illam, quod sonabant, cum eam vellent ostendere. Hoc autem eos velle ex motu corporis aperiebatur: tamquam verbis naturalibus omnium gentium, quae fiunt vultu et nutu oculorum, ceterorumque membrorum actu, et sonitu vocis indicante affectionem animi in petendis, habendis, rejiciendis, fugiendisqve rebus. Ita verba in variis sententiis locis suis posita, et crebro audita, quarum rerum signa essent, paulatim colligebam, measque jam voluntates, edomito in eis signis ore, per haec enuntiabam"

Übersetzung ins Deutsche - Google Translate, Mariya Pavlenko,  Tobias Wals.

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Ilm Fluss, Screenshot aus einem Video

[1]  Monika Wolting, Zu Identitätskonstruktionen in der deutschen Gegenwartsliteratur, V&R unipress, June, 2017

[2] Ludwig Wittgenstein, Philosophical Investigations, 4th Edition, P. M. S. Hacker (Editor), Joachim Schulte (Editor), published by Wiley-Blackwell, November, 2009

"Nannten die Erwachsenen irgend einen Gegenstand und wandten sie sich dabei ihm zu, so nahm ich das wahr und ich begriff, daß der Gegenstand durch die Laute, die sie aussprachen, bezeichnet wurde, da sie auf ihn hinweisen wollten. Dies aber entnahm ich aus ihren Gebärden, der natürlichen Sprache aller Völker, der Sprache, die durch Mienen- und Augenspiel, durch die Bewegungen der Glieder und den Klang der Stimme die Empfindungen der Seele anzeigt, wenn diese irgend etwas begehrt, oder festhält, oder zurückweist, oder flieht. So lernte ich nach und nach verstehen, welche Dinge die Wörter bezeichneten, die ich wieder und wieder, an ihren bestimmten Stellen in verschiedenen Sätzen, aussprechen hörte. Und ich brachte, als nun mein Mund sich an diese Zeichen gewöhnt hatte, durch sie meine Wünsche zum Ausdruck."

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